Geschichtstafel
Die Geschichtstafel der
Historischen Freiburger Bürgerwehr
Die Geschichte der Historischen Freiburger Bürgerwehr ist ein Stück Kulturgeschichte unserer schönen Heimatstadt Freiburg.
Ein Gründungsjahr können wir nicht mehr bestimmen, dafür aber eine Entwicklungsgeschichte. Die Einrichtung einer Bürgerwehr, das heißt einer Selbstverteidigung der Bürgerschaft und einer eigenen Volksbewaffnung als Bürgerpflicht, im Gegensatz zum stehenden Heere oder den Linientruppen großer politischer Verbände, ist in Freiburg schon in den sogenannten erneuerten Stadtrechten vom 28. August 1293 erwähnt.
Es wird darin bestimmt, dass, wenn Herrschaft und Stadt in Kriegsnot kommen, die Zunftmeister mit ihren Gesellen unter Waffen verpflichtet sind, Herrschaft und Stadt zu schützen und dem Herrn zu folgen. Doch nur soweit, dass sie am Abend wieder daheim sein konnten, also nicht wie das stehende Heer zu Angriffskriegen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Bestimmungen je nach den veränderten Zeitumständen immer wieder erneuert und die Bürger darauf vereidigt. So ist uns aus dem Jahr 1505 eine "Sturmglockenordnung" erhalten, die an die allgemeine Wehrpflicht als Bürgerpflicht, an die "Einigkeit der Bürger" appelliert. Es ist darin unterschieden zwischen dem "Landsturm", das heißt allen wehrpflichtigen Bürgern und der "Landmiliz", den eigentlichen militärisch ausgebildeten Bürgern.
Erst im 30jährigen Krieg schmolzen Landsturm und Landmiliz wieder zusammen. Die kriegerischen Handlungen hatten jedoch die Entwicklung der stehenden Heere zur Folge. Diese bestanden aus Söldnern und waren schlagfertiger.
Diese Kosten wurden als Steuern umgelegt, dafür standen diese Söldner bei den Bürgern in ziemlicher Verachtung. Der Gedanke der allgemeinen Bürger-Wehr-Pflicht ging stark zurück, starb jedoch nie ganz aus. Die Musterrollen jedenfalls wurden immer noch regelmäßig weitergeführt.
In einer Ämterzusammenstellung aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts galten in Freiburg "für das städtische Militärwesen" als Ämter : "die vier Bürgerhauptleute mit ihren Leutnants und Fähnrichen, die zwei Zeugherren oder Verwalter des Zeughauses und das Quartieramt; in kriegerischen Zeiten kommt, als Leiter des Ganzen, ein Obristwachtmeister dazu".
Man sieht, daß das alte Zunftwesen, bei dem die Gesellen noch die Tore zu schließen und die Fallbrücken zu bewachen hatten, einer völlig neuen Zeit gewichen ist; es blieb jedoch noch die Anordnung, daß für Waffen und Uniformen jeder selbst zu sorgen hatte.
Der 30jährige Krieg hatte der Stadt natürlich schwere Schäden zugefügt. Verwaltung und das gesamte Wirtschaftsleben litten an völliger Unordnung und mußten von Grund auf neu aufgebaut werden. Doch scheint man der städtischen Miliz sehr bald besondere Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Schon im Jahre 1651 wurde eine gründliche Reorganisation vorgenommen. Auf Anordnung der Regierung wurden alle waffenfähigen Bürger gemustert und die früheren Exerzier- und Schießübungen wieder aufgenommen. Die wehrhafte Stadtbürgerschaft wurde in vier Kompanien eingeteilt und die entsprechenden Offiziere dazu ernannt.
Die Jungbürger mußten nun wieder "nach altem Herkommen und Gebrauch" zwei Jahre lang regelmäßig Schießübungen mitmachen. Im Jahre 1652 hielt man dann "Parade" nach dem 30jährigen Krieg ab.
Beim Einzug der Kaiserlichen Kommission, am 19.Januar 1666, übernahmen die Bürgerwehrsoldaten den Wach- und Sicherheitsdienst. Zur Huldigung für Kaiser Leopold I wurde ebenfalls eine Parade abgehalten. Die Feier dauerte bis zum 6.Februar 1666. Danach verließ die Kommission die Stadt, begleitet von einer Kompanie von Bürgern zu Fuß und einer Kompanie zu Pferd und kehrten nach Innsbruck zurück.
Als sich zu Beginn des 18.Jahrhundert die Kriegsgefahr wieder der Stadt näherte, stellte man eine Breisgauer Landmiliz auf, obwohl es an Mannschaften wie an ausgebildeten Führern fehlte. Danach gab es noch einen Landesausschuß und einen Landstrum. Der militärische Wert beider Truppenteile war jedoch nur gering.
In einigen Städten bildete sich aus dem Landsturm sogenannte "Fahnen". Auf dem Lande sammelten sich wehrfähige Bauern, in der Landmiliz, zu der auch zwei Kompanien Hauensteiner gehörten, die am 4.Mai 1770 in ihrer malerischen Tracht zum Empfang der Maria Antoinette nach Freiburg gekommen waren.
In Freiburg selbst wurden drei Kompanien Bürgermilitär aufgestellt, neu uniformiert und, um der Sache genügend Ausdruck zu verleihen, dem kommandierenden General in Vorderösterreich unterstellt. Dieses bürgerliche Militär stand beim Einzug von Maria Antoinette vor dem Martinstor. Innerhalb des Tores paradierte das reguläre vorderösterreichische Militär. Nach dem Einzug übernahmen die Freiburger und die Hauensteiner den Ordnungsdienst. Am zweiten Tag hielt das Bürgermilitär eine große Parade ab, was doch immerhin eine gewisse Eindrillzeit voraussetzte. Nach dem Fest zogen die Hauensteiner wieder auf ihren Wald und in Freiburg kehrte Ruhe ein.
Gegen Ende des Jahrhunderts dröhnte lauter Waffenlärm aus dem Westen. Die Französische Revolution war ausgebrochen. Als am 20. April 1792 der Krieg erklärt wurde, befürchtete man das Schlimmste für die Oberrheinlande. Das Österreichiche Heer war zu fern und das Badische zu schwach. Doch als am 12.September 1792 Kehl und am 15.September 1792 Breisach beschossen werden, drängt alles zu raschen Entschlüssen.
Alle tauglichen 18 bis 60 Jahre alten Männer wurden verpflichtet, sich zu bewaffnen und am Rhein entlang auf Posten zu ziehen. Die Freiburger Bürgerschaft organisiert am 28.Dezember 1793 ein Bürgercorps von drei Kompanien zur Unterstützung des Österreichischen Landsturms. Diese übernahmen den freiwilligen Wachdienst am Rhein. Am 17.August 1794 bekam das Bürgermilitär eine neue Fahne, die im Münster zu Freiburg in einem feierlichen Gottesdienst geweiht wurde.
Trotz der drohenden Kriegsgefahr wird in Freiburg am 4.Oktober 1794 zu Ehren Kaiser Franz II eine Kirchenparade mit drei Kompanien abgehalten. Doch auch die Wirren des Krieges machten vor Freiburg nicht halt. So muß das Freiburger Bürgercorps vom 7.-14.Juli 1796 an den Kämpfen bei Wagenstadt, Tutschfelden, Boggingen und Bleichheim gegen die Franzosen teilnehmen. Sie schlugen sich so tapfer, daß sie einen Tagessieg erringen konnten. Für diese Tat läßt Kaiser Franz II von Österreich am 14.Januar 1798, die im Münster geweihte Fahne des Freiburger Bürgercorps, in Würdigung seines tapferen Verhaltens in den Kämpfen von 1796, mit der goldenen militärischen Tapferkeitsmedaille zieren.
Stadtrat Caluri, der das Freiburger Bürgercorps 1796 anführte, ließ 1798 am Martinstor zur Erinnerung eine Gedenktafel anbringen, welche heute noch immer zu sehen ist.
Lange dauerte die Ruhe nicht, denn schon am 5.April 1800 nahm das Bürgercorps an den Kämpfen bei Lehen und Hugstetten teil. Im Preßburger Frieden vom 25.Dezember 1805, mit dem der dritte Koalitionstag beendet wurde, fiel der Breisgau schließlich an das Kurfürstentum Baden. Carl Friedrich von Baden, strich damit die Belohnung für seine Allianz mit Frankreich vom September 1805 ein. Freiburg wurde aus der seit 1368 währenden österreichischen Landesherrschaft und Verwaltung entlassen und ging an den Kurstaat Baden über.
Ruhigere Jahre ziehen nun ins Land und das Bürgermilitär mausert sich zur Spaliergarde und Ehrenwache. So wird von Empfängen für den Großherzog Karl Ludwig, Großherzogin Stephanie im Jahre 1811 berichtet. Ein Rapport aus dem Jahre 1809 berichtet über eine Stärke von drei Kompanien Infanterie insg. 234 Mann, einer Kompanie Artillerie mit 28 Mann, dem Stab mit 18 Mann, einer Eskadron Kavallerie mit 40 Mann und der Türkischen Musik mit 11 Mann.
Das großherzogliche geheime Kabinett erteilt in einem Erlaß vom 29.09.1819, dem bürgerlichen Militärcorps zu Freiburg die Genehmigung, daß sie auf ihrer Fahne das Wappen des Hauses Baden anbringen und sie mit der am 6.4.1797 vom Kaiser von Österreich verliehenen goldenen Tapferkeitmedaille schmücken darf. Ebenso dürfen ab jetzt die badischen Hausfarben im Portepee getragen werden. An der feierlichen Konsekration, des 1.Freiburger Erzbischofs Dr. Bernhard Boll am 21.Oktober 1827 im Münster, beteiligte sich das gesamte bürgerliche Militärcorps.
Die Badische Verwaltung kümmerte sich sehr um die Bürgermilizen im Lande. So wurde jeder Ausmarsch der amtlichen Genehmigung unterworfen und alle neuen Bewaffnungsmaßnahmen gingen ihren Weg über die Badische Zeughausdirektion.
Aber auch das Erzbischöfliche Ordinariat gab am 23.Mai 1834 besondere Vorschriften über die Beteiligung der Bürgerwehren an kirchlichen Feiern aus. In den ausgehenden 30Jahren übernahmen die Bürgermilizen den Lösch- und Ordnungsdienst. Daraus entwickelten sich mehr und mehr sogenannte Brandpicketts, die Vorläufer der freiwilligen Feuerwehr.
Bild 1: Freiburger Bürgerwehr um 1840
Ein bedeutsamer Wendepunkt in der Geschichte der Bürgerwehr ist die Badische-Revolution von 1848. Die umstürzlerischen Ideen hatten sich da und dort auch in die Reihen der Bürgerwehrleute hineingefressen. Am 23.April 1848, Ostersonntag, erzwingen in Freiburg die Freischärler von der Bürgerwehr die Herausgabe der im Rathaus verwahrten 4 Kanonen, um damit am Ostermontag dem 24.April 1848, gegen die badischen Truppen am Schwabentor zu kämpfen. Die Revolution wurde niedergeschlagen, der Markgraf verbot die Bürgerwehren im Lande und ließ sie entwaffnen.
Hier endet im 19. Jahrhundert das erfolgreiche Wirken des Freiburger bürgerlichen Militärs.
Die Bürgerwehrmänner in Freiburg waren mit ihrer Heimatstadt stark verbunden. Da sie mit dem Ordnungsdienst und dem Feuerlöschdienst vertraut waren, gründeten sie sofort nach dem Verbot der Bürgerwehr, das erste freiwillige Pompie Corps. Also die erste organisierte freiwillige Feuerwehr.
Der Gedanke, eine Bürgerwehr wieder zu gründen, wurde niemals aufgegeben. Schon im den Jahre 1858 wurden die alten Uniformen in Freiburg an der Fastnacht zur Verulkung des Militärs wieder gezeigt.
Zu Beginn des 1.Weltkriegs am 8.August 1914 wurde für die Dauer der Kriegszeit, zur Unterstützung der Staatspolizei, eine freiwillige Bürgerwehr gebildet und diese wurde der Schutzmannschaft unterstellt. Sie wurde nach dem Kriege wieder aufgelöst, um im Jahre 1926 als offizieller Verein eine Wiedergründung zu erfahren.
Der damalige Verein, der von den Sängern des Freiburger Männergesangsverein gegründet wurde, nannte sich Freiburger Bürgerehrencorps und marschierte unter dem Kommando von Bürgermajor Fritz Flückiger an der Fastnacht mit. Die Aufnahme in den Landesverband der badisch- hessischen Bürgerwehren und Milizen im Jahre 1954, stellte die Führung vor die Entscheidung, sich entweder als Narrengarde oder als Historische Bürgerwehr zu bekennen. Fritz Flückiger und ein Teil seiner Bürgerwehrkameraden lösten sich von der Fastnacht und bekannten sich zur Historie.
Zahlreiche Auftritte im In- und Ausland zeigten, daß jene Entscheidung richtig war.
Einige Auftritte aus der Zeit nach 1954:
- Ehrenspalier für Bundespräsident Theodor Heuss
- 500 Jahrfeier Uni Freiburg
- 850 Jahrfeier von Freiburg mit Landestreffen der Bürgerwehren und Milizen in Freiburg
- Murten
- Burgdorf in der Schweiz
- Innsbruck und Freistadt in Österreich
- Oktoberfest in München
- Steubenparade in New York
- und viele Landestreffen der Bürgerwehren sowie Kreistrachtenfeste vom Bund Heimat und Volksleben.
Fritz Flückiger führte die Historische Freiburger Bürgerwehr bis zu seinem Tod im Jahre 1966. Sein Adjutant Hans Dummermuth wurde sein Nachfolger. Adjutant und somit auch 2. Vorsitzender der Wehr wurde Rittmeister Ludwig Eckerle. Aus gesundheitlichen Gründen mußte Hans Dummermuth im Jahre 1981 sein Amt niederlegen. Die Wehr wählte Leutnant Walter Goldschmidt, der 1980 als Nachfolger von Ludwig Eckerle Adjutant wurde, zum Bürgermajor.
Die Historische Freiburger Bürgerwehr mit den traditionsgemäßen Abteilungen Infanterie, Artillerie und Kavallerie hat zur Zeit des Jahresrapports 1994 eine Mitgliederstand wie folgt:
- Der Musikzug trägt die Uniform der Infanterie
- Die Artillerie hat 22 Mann und 2 Kanonen, Barbara und Badenia. Einheitsführer: Ernst Wohleb
- Die Kavallerie verfügt über 10 Reiter.
- Alle Einheiten werden von 4 Stabsoffizieren geführt.
- Die Anzahl der passiven Mitglieder, der Historischen Freiburger Bürgerwehr, beträgt 38 Personen.
Bild 2. Gruppenfoto der Historischen Freiburger Bürgerwehr. Aufgenommen 2006 vor dem Freiburger Theater.
gelb: Kavallerie mit Pferden; blau: Musikzug ; dunkelblau: Stab; grün: Artillerie mit 2 Kanonen
Diese Geschichtstafel wurde von Bürgermajor Walter Goldschmidt, anläßlich der 200jährigen Wiederkehr der Fahnenweihe und des Jahresrapports am 23.April 1994, ausgearbeitet.
Quelle: Geschichte der Stadt Freiburg, H. Haumann und H. Schadek, Theiss 1994